Wann und wie ist Ost/West Montage möglich?

Folgende Faktoren sind zu berücksichtigen:

1 Anlagengrösse
2 Die Verbrauchskurve
3 Reihen oder Parallelschaltung der Module?
3a V: Die min./max. zulässige Spannung des Wechselrichters
3b A: Der max. Strom des Wechselrichters
6 Einsatz von Moduloptimisern
7 Abregelung auf 600W




1 Anlagengrösse

Wer einen im Verhältnis zur Anlage geringen Verbrauch hat, der wird durch eine andere Ausrichtung nicht viel gewinnen, da durch die grosse Anlage fast immer mehr erzeugt wird, als verbraucht.

1 Die Verbrauchskurve

Erzeugung und Verbrauch müssen wenn möglich aufeinander abgestimmt werden.
Typisch: Mittags produziert die Anlage am meisten und es ist keiner daheim.
Deshalb ist es meist, aber längst nicht immer, sinnvoll morgens und abends mehr zu erzeugen und am Mittag weniger.


3 Reihen oder Parallelschaltung der Module?

Nicht immer kann man frei zwischen Reihen- und Parallelschaltung der Module wählen.
Reihenschaltung ist bei unterschiedlicher Ausrichtung nur durch den Einsatz von Optimisern oder Modulwechselrichtern möglich.


3a V: Die min./max. zulässige Spannung des Wechselrichters

Die min. und max. Spannung des Wechselrichters muss eingehalten werden. Und das auch bei -10 °C und bei einer Teilabschaltung der Module durch die Bypassdioden bei Verschattung.

3b A: Der max. Strom des Wechselrichters

Bei der Parallelschaltung addiert sich der Strom (A). Der Wechselrichter muss für diesen erhöhten Strom zugelassen sein. Kleinere Wechselrichter sind fast nie für eine Parallelschaltung mit einer Verdopplung des Stroms ausgelegt.

Achtung: Auch bei flacheren O/W Montagen sind wir bei Sonne von oben nicht weit weg von einer Verdopplung des Stroms. Die meisten kleineren Wechselrichter sind aber nur für 110% max. 120% Überlast ausgelegt!

Bei Ost/West-Montage UND einem Winkel grösser 90 Grad (rechter Winkel), bis zu Ost und West Fassaden kann die Sonne zu keinem Zeitpunkt beide Module fast optimal beleuchten (wie bei den üblichen 10-15 Grad Ost/West-Aufständerungen auf Flachdächern, die nur ca. 15% Verlusst haben). Also kann sich der Strom auch nicht verdoppeln. Aber Vorsicht ... 😏



6 Einsatz von Moduloptimizern 

Ein Optimiser passt den Strom aller oder einzelner Module an, so dass schlechtere oder verschattete Module, die anderen Module nicht "abregeln".


Mindestspannung des Wechselrichters beachten!

Es ist die Mindestspannung (nicht die Startspannung!) des Wechselrichters zu beachten.

Beispiel: Die Solax Air Serie startet bei 120V, der MPPT Regler geht danach aber bis auf 100V herunter. 4 Module mit einer Leerlaufspannung (Uoc) von um die 40V reichen gut um zu starten.
Im MPPT-Betrieb (MPP-Spannung (Umpp)) mit ca. 33V sind es nur noch 132, aber das Gerät regelt die Spannung natürlich nicht unter 100V herunter und schaltet ab...

Wenn nun aber 2 Module im Schatten sind (stark O/W geneigt), schalten ohne Optimizer die Bypassdioden das Modul ab und die 100V werden unterschritten...

Mit Optimizer passiert folgendes: Die Bypassdioden schalten nicht, aber der Optimizer regelt die V so weit herunter, bis der Strom so hoch ist, wie der der restlichen Module. Das sind im Schatten nur noch. ca. 10% der Spannung, also 3.3V... Da wird dann mit 2*33V + 2*3.3V nur noch um die 72V erreicht. Das ist zu wenig...


Vereinfacht gesagt: Bei O/W in Serie mit Optimizer müssen die Hälfte der Module die Mindestspannung zur Verfügung stellen.

Und da sich bei O/W beide Seiten im Wechsel im Schatten befinden, brauchen auch alle Module einen Optimizer.



7 Abregelung auf 600W

Erst wenn die bisher genannten vor allem technischen Kriterien geklärt bzw. eingehalten sind, stellt sich die Frage ob O/W bei auf 600W angeregelten Anlagen Sinn macht.
Grundsätzlich ja, denn bei solch kleinen Anlagen kann die Eigenverbrauchsquote sich je nach Zeit der Produktion deutlich unterscheiden.

Bei diesen Anlagen bekommt man in aller Regel keine Vergütung und verschenkt den Strom an das Elektrizitätswerk und natürlich an die Umwelt.

Da die Anlage die mögliche Spitzenleistung der Module gar nicht erst erzeugt, ist die O/W auch kein Verlusst.
Andererseits liegt ein grosser Vorteil solcher abgeregelter steckerfertigen Anlagen im höheren Ertrag bei wenig Sonne und genau da spielt die Ausrichtung kaum eine Rolle.


Dazu auch:

Ost/West oder Süd/Nord Ausrichtung von Photovoltaik, Effizienz, Eigenverbrauch und Energiewende


Kommentare und Fragen sind willkommen.

Kommentare

  1. Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel! Ich stehe gerade vor genau der 600W-Frage: wie stelle ich die beiden 300W-Module sinnvoll auf? Dank Flachdach bin ich recht variabel und denke momentan daran, eines genau nach SW und eines genau nach SO zu richten mit ca 35°Neigung (im Winter wollen wir für Eigenverbrauch auch etwas Strom nutzen können). Eine Anordnung also im 90 Grad Winkel. Macht das Sinn?

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