Ost/West oder Süd/Nord Ausrichtung von Photovoltaik, Effizienz, Eigenverbrauch und Energiewende

Warum und wann macht eine Ost/West-Ausrichtung Sinn?

Zuerst einmal gibt es eben nicht nur Süd Dächer... Manchmal hat man keine Wahl. Aber das macht nichts!


Effizienz und Eigenverbrauch

Der "Verlusst" durch weniger Effizienz was den Ertrag pro Jahr betrifft, ist nicht sehr hoch. Ca. 10-15% zumeist. Wichtiger ist heute aber der Eigenverbrauch. Man kann ja nur verbrauchen was man erzeugt. Und bei einer reinen Südausrichtung hat man eine Erzeugungsspitze um die Mittagszeit herum und deutlich weniger Ertrag morgens und abends. Bei Ost/West-Ausrichtungen ist die Erzeugung über den Tag verteilt gleichmässiger, da die eine Hälfte morgens mehr zur Sonne ausgerichtet ist und die andere Hälfte abends.
Ist die Anlage nicht gross, oder es ist schlechtes Wetter, dann ist eine geringere Effizienz nicht tragisch, weil man dann zu den Randzeiten mehr Strom für den Eigenverbrauch zur Verfügung hat. 
Man spart dann je nach Preis/kWh 0.2-0.3 CHF/€ statt nur wenige Rappen bzw. Cent vergütet zu bekommen.


Einsparung durch Unterdimensionierung der Wechselrichter

Dann gibt es aber weitere interessante Folgen dieser Ausrichtung. Eine davon ist eine mögliche Unterdimensionierung der Wechselrichter und die damit mögliche Einsparungen. Wenn eine Anlage deutliche unterschiedliche Ausrichtungen hat - ich spreche nicht von 10 Grad Ost/West sondern eher von z.B. 30 Grad - dann hat ein Teil der Anlage den optimalen Sonnenstand und der andere das Gegenteil. Z.B. ist dann eben 5kWp + 5kWp zwar 10kWp Nennleistung, aber die wird real nie erreicht, sondern nur etwa 7kWh. Man benötigt also keinen 10kW Wechselrichter sondern nur einen 7kW WR.
Mann kann die beiden Hälften sogar parallel schalten und hat somit eine grössere Auswahl an Wechselrichtern da ein MPPT-Eingang ausreichend ist.

Plu&Play und mehr als 600W

Bei Plug&Play Anlagen lässt sich mit dem Ost/West "Trick" in der Schweiz die 600W Grenze umgehen, weil hier die maximale Leistung der Wechselrichter gilt und nicht die der Module, wie ich im vorigen Beitrag beschrieben habe.


Süd .... Nord??? Bild oben Am Bahnhof SBB

Das ist kein Witz. Wenn eine PV-Anlage gebaut wird, dann sind die Fixkosten durch Planung, Baustelleneinrichtung und Elektriker gegeben. Das sind in CH oft bis 4000 CHF. Jedes weitere Modul kostet also weniger, da kaum weitere Fixkosten anfallen. Nach meiner Rechnung ca. 30% weniger. Interessanter weise, hat eine nicht zu steile Nordausrichtung etwa 30% weniger Ertrag als die Südseite und ist damit finanziell ähnlich interessant wie die Südseite.
Warum nur 30% Verlusst, ist das nicht zu gering gerechnet?
Zum einen ist in unseren Breiten der Sommer wo die hochstehende Sonne auch die Nordseite beleuchtet für den Ertrag doppelt so wichtig wie der Winter. Zum anderen resultiert ca. 50% des Ertrages aus diffusem Licht, sprich Schatten. Diffuses Licht ist aber fast unabhängig von der Himmelsrichtung. Also erhält man fast unabhängig von der Ausrichtung der Anlage allein durch diffuse Einstrahlung etwa 50% des Ertrages.
Wer will kann das hier mit PVGIS der Ertragsberechnung der EU gerne kontrollieren.


Energiewende

Für die Energiewende und das Klima ist es immer wichtiger, nicht nur möglichst viel Strom im Jahr zu produzieren, sondern auch zu möglichst jeder Zeit den Verbrauch zu decken. Dafür ist es wichtig die Ertragskurven zu glätten, was wie beschrieben durch unterschiedliche Ausrichtung gut möglich ist.
Gerade bei schlechtem Wetter ist dies wichtig und gerade da spielt die Ausrichtung fast keine, bzw. eine deutlich geringere Rolle. Wenn wir also zu Randzeiten und schlechtem Wetter genug Energie erzeugen wollen, ist nicht die Effizienz und damit die Ausrichtung entscheidend, sondern fast ausschliesslich die installierten Leistung (Zahl der Module).



Kommentare und Fragen sind willkommen.


Kommentare

  1. Hallo,

    ich plane auf unserem Hausdach eine Photovoltaikanlage zu errichten. Macht es Sinn beide Dachseiten zu belegen? Eine Seite wäre Süd-Ost-Ausrichtung mit 15 Modulen, die andere Seite Nord-West-Ausrichtung mit ca. 12-14 Modulen a 330 WP, Standort 68804 Altlussheim.

    Gruß Christian

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    1. Hallo Christian. Ob es Sinn macht, kommt darauf an wie du Sinn definierst!
      Ich habe ja in verschiedenen Beiträgen darauf hingewiesen.
      https://solarblitz.blogspot.com/2019/10/welche-solaranlage-lohnt-sich-fur-mich.html
      Für die Umwelt lohnt sich immer so viel wie möglich.
      Wenn man genug Geld hat warum nicht? Der Teil, der nach üblichen Berechnungen unrentabel ist bezahlt sich dann eben erst in zB in 15 Jahren ab und verdient danach Geld statt in zB 10. Auf der Bank wird das Geld dagegen weniger...
      Für die Unabhängigkeitsquote (wichtig für Kohleausstieg!) ist eine grosse Anlage auch gut, weil man dann auch bei schlechtem Wetter mehr oder gar genug erzeugt.
      Immer öfter liest man davon, dass sich Menschen über ihre CO² Bilanz Gedanken machen. In den meisten Fällen dürfte PV die günstigste Möglichkeit sein. Mit 29 Modulen, 9kWp würdest du ca. 8 Tonnen CO² einsparen, was etwa der CO² Bilanz pro Kopf in D entspricht. Nicht schlecht oder?

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