Wechselrichter und die Absicherung: RCD - RCMU - RCD Typ B ...

Diese Info ist eher für Fachleute, die ob der ungenauen Verwendungen  diverser Begriffe und Abkürzungen unsicher sind.


Wir verwenden unter anderem kleine Wechselrichter von Solax auch für Plug&Play-Photovoltaikanlagen.


Für Plug&Play ist in der Schweiz (!) ein RCMU (Residual Current Monitoring Unit = Reststromüberwachungseinheit) im Wechselrichter Vorschrift* (wie bei grossen Anlagen normal) ODER ein externer Fehlerstromschutzschalter (FI) Typ B in der Anschlussleitung (Typ B = allstromsensitiv, also nicht nur Wechselstrom vom Netz oder Wechselrichter, sondern auch Gleichstrom von den Modulen). Leider ist die Beschreibung in den Datenblättern manchmal nicht ganz konform mit der Terminologie der Normen. Auch wenn alle Stringwechselrichter die wir kennen auch DC/Gleichstrom isolation messen. Ausgenommen natürlich Noname-China-Kram.



Was ist der Unterschied des RCD** Typ A und des RCD Typ B?

In Wikipedia steht in der Auflistung und Erklärung der Funktion der Fehlerstrom-Schutzschaltertypen (s. Link oben):

"Von Typ AC zu A, F, B bis, B+ (also jeweils zum folgenden) "zusätzlich zum vorhergehenden" ... Sprich die dem einfachsten Typ AC (Erfassung rein sinusförmiger Wechselfehlerströme) folgenden Typen haben (nur) zusätzliche Funktionen. Die Funktion ist mit der Erwähnung der zusätzlichen Funktion also abschliessend erklärt."
(Womit auch klar ist, das eine höherer Typ in Serie nach einem einfacheren technisch normalerweise unnötig ist. Z.B. B nach A...)

Der Typ B überwacht im Unterschied zu den Typen A und F zusätzlich:  (Es) "werden ... glatte Gleichfehlerströme erfasst" (Gleichstrom = direkt curent = DC).

Genau dies steht aber z.B. bei Solax im Datenblatt:

Sicherheit & Schutz 
Überspannungsschutz....................Ja
Überstromschutz.............................Ja
DC Isolationsüberwachung.........Ja
Erdschlussstrom Überwachung.....Ja
DC Einspeisungsüberwachung..Ja
RCD* protection............................Ja


Deshalb sind wir der Meinung, dass Wechselrichter mit solchen Angaben die Vorschriften erfüllen, also die Funktionalität eines  Fehlerstrom-Schutzschalters Typ B bzw. ein RCMU eingebaut ist.***
Diese Funktion ist bei den meisten Netz-Wechselrichtern heute Standard.


Terminologie nach Norm:

RCMU vorhanden (und nicht DC-Überwachung etc.)
oder
Residual Current Monitoring Unit (RCMU) integrated
oder
Allstromsensitive Fehlerstromüberwachungseinheit vorhanden 
(das ist die Übersetzung von RCMU ausgeschrieben und steht z.B. bei SMA so im Datenblatt)

Zum Beispiel der SMA SunnyBoy 1.5 (Aufpreis 260 CHF) benötigt den FI-B deshalb definitiv auch nicht.

Lustig wieder einmal: 

In der Norm wird von RCMU (Residual Current Monitoring Unit / Reststromüberwachungseinheit) gesprochen. Aber z.B. SwissSolar schreiben "dass der RCD oder RCM gemäss Norm EN 62109-1/-2 gebaut und geprüft ist"
RCD heisst 
Residual Current Device, RSM Residual Current Monitoring. RCD/RCM ist aber der Überbegriff und sagt aber nichts über AC oder DC aus ...
Also nicht verwirren lassen!😁


* Vorschrift: Weisung 233 09.2014 (Seite 16) des ESTI (Eidgenössisches StarkstromInspektorat) sowie 2014.07 Plug&Play-Solaranlagen
"ist zwingend entweder eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (PRCD, Typ B, 30 mA)2) im Netzkabel oder im Netzstecker auf der AC-Seite des Erzeugnisses vorhanden oder es ist eine allstromsensitive Fehlerstrom-Überwachungseinheit (RCMU)3) im Wechselrichter/Netzschnittstelle nachweislich eingebaut."
** RCD bedeutet Residual Current Device, also allgemein Fehlerstromschutzschalter ohne Typenangabe. Die Bezeichnung RCD wird aber häufig für den Typ A verwendet.
*** Wer nicht "nur" Vorschriften einhalten möchte, sondern - aus welchen Gründen auch immer - zusätzlich bzw. wirklich ganz sicher etwas für die Sicherheit tun möchte, der verwendet auch für kleine Plug&Play PV-Anlagen eine extra Leitung die gut verlegt ist und über eine extra Sicherung im Sicherungskasten (Unterverteilung) angeschlossen ist. Viele Kunden haben aber noch gar keinen oder nur einen FI oder z.B. hoch gefährliche flache alte Steckdosen, weil die Elektroinstallation alt bzw. veraltet ist. In solchen Fällen ist es fraglich, ob es sinnvoll ist, an einer Stelle im Haus mehr Geld als unbedingt nötig zu investieren und es an anderer bei einer aus heutiger Sicht völlig ungenügender Installation zu belassen.
Weiteres zum Thema Überspannungsschutz folgt in Kürze.


Dieser Post (gibt wie alle Posts) die Meinung des Autors wieder und ist zur Information gedacht, die keinerlei Garantien oder Handlungsanweisungen beinhaltet.

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