Erdung bei Inselwechselrichtern und mehr!

Problem ist die Funktion der RCD / FI / Fehlerstromschutzschalter / Personenschutzschalter und damit die Sicherheit!
Ein FI (RCD residual current device) misst Fehlerströme gegen Erde und schaltet den Stromkreis ab, bevor man Zeit hat zu sterben.

Nun sind viele - vor allem kleine und einfache - Inselwechselrichter weder geerdet (siehe Schutzerdung), noch haben sie einen Schutzleiter (meist grün-gelb). Logischer weise sind die beiden stromführenden Kabel isoliert und damit auch gegen Erde isoliert. Es kann kein Strom fliessen wenn man eines der Kabel berührt, was bei einem Fehler sicher ist, aber nicht bei 2 Fehlern (Doppelfehler), wenn durch den ersten Fehler Kontakt gegen Erde besteht und der Stromkreis über unser Herz geschlossen werden kann...

Andere Wechselrichter (wie z. B. die Multiplusgeräte von Victron) haben ein automatisches oder einstellbares Erdungsrelais. Bei Netzanschluss ist die Inselseite über die Erdung im Netzanaschluss geerdet (und über die Erdung am Gerät). Ohne Netzanschluss ist der Neutralleiter (N meinst blau) automatisch mit der Erde (und damit dem Gehäuse verbunden und ein FI am Inselausgang funktioniert (kein IT-Netz/System!). 

Andere meist kleine Wechselrichter haben diese Verbindung NICHT oder man muss diese Verbindung im oder am Gerät selber herstellen... ZB die kleinen reinen Wechselrichter von Victron (siehe Bilder unten).
Das bedeutet, dass ohne Netzanschluss / ohne Verbindung N-PE (Erde) ein IT-Netz besteht,   KEINE Erdung vorhanden ist und ein FI nicht funktionieren kann.
(Ohne Doppelfehler kann ja kein gefährlicher Leckstrom auftreten.)

Ein ähnliches Problem besteht im Wohnwagen / Caravanbereich. Wenn ein FI verbaut wird, muss das Chassis als Erde dienen und VOR dem FI mit N verbunden sein. Bei Netzanschluss zuhause oder auf dem Campingplatz MUSS diese Verbindung N zu PE (Erde) automatisch getrennt werden, da sonst der FI im Haus bzw. Campingplatz auslöst.

Victron hat ein sehr ausführliches Dokument betreffend Verkabelungen rund um Solaranlagen, Inselanlagen, Batterien und Generatoren. 
Auf Seite 61 findet man Angaben zu dem hier besprochenen Sachverhalt:

Victron-Wiring-Unlimited-DE.pdf

Als Beispiel für Wechselrichter ohne Erdungsrelay

Victron-Wechselrichter-250-1200VA-Handbuch Seite 13: Anleitung N intern mit Erde zu verbinden.

Victron-MultiPlus-500-1200VA-Handbuch Seite 108

Das Beschriebene ist eine Erklärung zum Verständnis der Problematik und keine Handlungsanweisung, da diese Sachlage oft nicht oder nicht ausreichende in den Anleitungen beschrieben wird.  Wenn der eigene Elektriker sich mit der Thematik nicht auskennt kann er sich hier ungefähr über die Problematik informieren.

Kurz: 

- Ortsveränderliche Insel-WR / Generatoren sind ein IT-Netz. (Bei diesem Netz besteht keine galvanische Verbindung zwischen aktiven Leitern und geerdeten Teilen.) 

- Wenn ein Inselwechselrichter / Generator fest angeschlossen als Notstromanlage ins Haus einspeisen soll, muss das durch einen allpoligen (Phasen+N) Umschalter mit 0 Stellung geschehen.

- Bei einem Insel-WR / Generator OHNE Erdung / Erdungsrelais (Anleitung beachten!) muss Phase und N (Nulleiter) festgelegt werden, indem einer der Leiter (N/blau) mit der Hauserde verbunden wird.  Dabei dürfen keine Schlaufen gebildet werden.

- Bei einer Umschaltung von 3 Phasen / Aussenleiter (Drehstrom / Starkstrom) auf eine Phase ist zu beachten, dass Nullleiter überlastet werden könnten, da dann der Strom aller 3 Leiter über N zurück fliest.

- FI-Testschalter sind nur für Test der Sicherung selber ausreichend. Für einen funktionierenden FI ist ein geerdeter N (Neutralleiter - meist blau) nötig, da sonst kein Fehlerstrom gegen Erde fliessen kann. Das muss gemessen werden!

Ein Video dazu:

So würde ich Notstrom ins Haus einspeisen!
Vom Elektrikermeister und Youtuber Proofwood

Das TN-C-S-System im Haus

Wie man sieht ist hier Erde mit N verbunden und das Gehäuse ist extra geerdet.

Kommentare, Ergänzungen, Diskussion und Fragen sind willkommen.