Was ist eine Hybridanlage?

Vorweg: Der Begriff Hybridanlage ist nicht definiert. Das interpretiert jeder wie er will und deshalb dieser Post.




Hybrid – Wikipedia
"Hybrid beziehen sich auf etwas Gebündeltes, Gekreuztes oder Vermischtes" ...

Mit Hybrid-Solaranlagen oder Hybridwechselrichtern wird in der Regel eine Anlage bzw. ein Wechselrichter mit Akku bzw. bzw. der Möglichkeit einen Akku an zu schliessen bezeichnet. 

Und oder mit:
- Notstrom
- Ersatzstrom
- USV
- Inselbetrieb

Auch reine netzunabhängigen Inselanlagen werden teilweise als Hybridanlagen bezeichnet. 


Im Detail sind das alles völlig unterschiedliche Anforderungen


- Mit Akku heisst nicht, dass die Anlage bei Netzausfall Strom liefert...!

- Eine Inselanlage kann, muss aber nicht ohne Akku funktionieren.

- Notstrom ist meist ein extra Ausgang der wenig leistungsfähig ist. Deshalb Notstrom.

- Ersatzstrom ist weder zwingen für Dauerbetrieb geeignet, noch mit der vollen Leistung und auch kein USV. Meist ist dazu eine extra zu installierende teuere Netzumschaltbox notwendig.

- USV = Unterbrechungsfreie StromVersorgung, ist je nach Anforderungen nur für kurze Zeit gedacht und sagt weder über die Leistung, noch über die Dauer etwas aus und erfordert teure Anpassungen am Hausnetz.

- Selbst bei Inselbetrieb gibt es Unterschiede. ZB Schwarzstart nur mit Akku (nachts!) nicht möglich... Manche Netz-Wechselrichter verwenden ohne Netz nur den Akku nicht den Solarstrom.

- Hybridmodule / Hybridkollektoren sind Module die Strom und Wärme zugleich liefern. Diese sind weder zwingend effizienter noch günstiger als ein getrenntes System. Bei einem Ausfall fallen dann im Zweifel gleich beide Systeme aus.


Zwei wichtige Unterschiede

Es gibt Wechselrichter mit einem Inselausgang und einen Netzaus- bzw. Eingang und Wechselrichter mit nur einem Anschluss. Der Unterschied ist folgender:

- Inselausgang bedeutet, bei Netzausfall werden nur die dort angeschlossenen Verbraucher versorgt. Dafür oft unterbrechungsfrei. Für die Versorgung des Hauses oder eines Teils sind teurer Anpassungen im Haus notwendig.

- Der Inselbetrieb über den Netzausgang benötigt eine Netzumschaltbox, die vom Elektriker installiert werden muss. Die Kosten hierfür: Meist nicht unter 1000 CHF. Systembedingt verursacht diese Variante fast immer einen bis viele Sekunden langen Stromausfall.


Was brauche oder will ich?

Das ist bei dem Durcheinander die entscheidende Frage!
Das Einfachste sind Wechselrichter mit Inselausgang. Dort kann man für den Notfall eine Kabelrolle anschliessen und sitzt nicht ganz im Dunklen. Bei den seltenen und meist kurzen Stromausfällen ist das die wirtschaftlichste Variante.

Wer Haus oder Wohnung zumindest teilweise unabhängig vom Netz betreiben will, kommt um teure Anpassungen nicht herum. Je nach System mit Netzumschaltbox oder der (teilweisen) Durchleitung des Netzen über den Wechselrichter. Zu beachten ist bei der Durchleitung, dass Fehler und Service bedingte Anlagenausfälle häufiger sind als Netzunterbrüche. Daher empfehle ich zusätzlich einen Schalter der den Wechselrichter mit Inselausgang umgeht.

Bei reinen Inselanlagen ohne Netz stellen sich die meisten Fragen nicht, weil ohne die Anlage kein Strom zur Verfügung steht. Dort kann man sich aber überlegen ob man mit einem kleinen Gerät ein Notbackup bereit hält.


Achtung!

Hybridwechselrichter mit Akku schalten Nachts nicht ab und haben je nach Grösse und Qualität einen Eigenverbrauch der leicht 200W erreichen kann und damit deutlich höher als Geräte mit guter Qualität. (Ganz zu schwiegen von der Effizienz des gesamten Systems). Das führen viele Hersteller und Verkäufer nicht explizit auf, was teilweise dazu führt, dass eine Anlage mehr verbraucht als sie liefert, was - natürlich Spass ausgenommen - widersinnig und unwirtschaftlich ist.

Gerade billige Chinageräte aus Ebay Alibaba & Co sind bekannt für dieses Problem.

Berechnungen 

- 100W mehr Eigenverbrauch als ein gutes Gerät pro Tag (24 Std!) = 2.4kWh / Tag 
2.4kWh * 365 * 10Jahre = 8760kWh 
Selbst bei einer unverschämt niedrigen Vergütung von 0.5 CHF/€ sind das 438,-. Bei 0.10 Vergütung 876,-
Und bei nicht selber gesparten kWh die dafür vom Netz bezogen werden, bei 0.25/kWh = 2190,- zusätzlich Kosten! 

- Wenn man 2kWh in der Nacht benötigt, würde ein 2.4kWh Akku reichen. Wenn das Gerät aber schon 1kWh oder mehr braucht, dann benötigt man einen 2ten Akku, was über 1000,- zusätzlich kostet (2020).

- Dazu teilweise komplett fehlender Service, schlechte Haltbarkeit und schlechte oder gar überhaupt keine Garantie (Rücksendung nach China teurer als das Gerät).

Das bedeutet also, dass ein sehr günstiges Gerät am Schluss richtig teuer sein kann. Teurer als als ein gutes ...




Fragen gerne in den Kommentaren

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