Eigenverbrauch in % oder absolut?

Eigenverbrauch, Eigenverbrauchsquote und Unabhängigkeitsquote 

Kurz:
Je kleiner die Anlage, desto höher die Eigenverbrauchsquote (in % des Ertrags) aber desto niedriger der Eigenverbrauch (in kWh) und die Unabhängigkeitsquote (% des selber erzeugten und verbrauchten Stroms) und anders herum!


Eigenverbrauch und Eigenverbrauchsquote


Die 3 Begriffe werden oft verwechselt oder auch gleich verwendet, was sie nicht sind. Denn sie bezeichnen völlig verschieden Dinge.
Der Verwirrung liegt meist die Frage nach prozentualem oder absolutem Eigenverbrauch zugrunde.

Bei der prozentualen Angabe ist die Basis zu beachten, die im alltäglichen Leben sehr oft weg gelassen wird und wodurch die %-Angabe oft völlig wertlos wird.

Beim eigenen Solarstrom ist das auch der Fall:

Beispiel:
0) Ein 10W Modul (10W Nennleistung) erzeugt pro Jahr 10kWh und pro Tag je nach Wetter ca. 2.5-50Wh.

1) Ein 200W Modul (200W Nennleistung) erzeugt pro Jahr 200kWh und pro Tag je nach Wetter ca. 50-1000Wh.

2) Eine 1200W / 1.2kW Anlage erzeugt pro Jahr 1200kWh und pro Tag ja nach Wetter 0.3-6kWh.

3) Eine 10'000W / 10kW Anlage erzeugt pro Jahr 10'000kWh und pro Tag ja nach Wetter 2.5-50kWh.

Bei Fall 0 liegt die Eigenverbrauchsquote ganz sicher bei 100% und der Eigenverbrauch bei lustigen 10kWh im Wert von 2.5 CHF... Man sieht and diesem Extrembeispiel, dass eine Eigenverbrauchsquote teilweise nichts aussagt, wenn man die Basis nicht beachtet.

Bei Fall 1 ist es wahrscheinlich, dass der Eigenverbrauch bei fast 100% liegt sagen wir 98%. 
Die Eigenverbrauchsquote beträgt 98% und der Eigenverbrauch beträgt 200kWh.

Bei Fall 2 liegt die Eigenverbrauchsquote z. B. bei ca. 70% und der Eigenverbrauch bei 840kWh.

Bei Fall 3 liegt die Eigenverbrauchsquote im besten Fall bei "nur" 30%, der Eigenverbrauch aber bei 3000kWh.

Fall 0:  100%=     10kWh
Fall 1:   98% =   200kWh
Fall 2:   70% =   840kWh
Fall 3:   30% = 3000kWh

Fazit:
Eine Eigenverbrauchsquote von 98 - 100% bezogen auf die Basis von 10 - 200kWh im Jahr ergibt einen Eigenverbrauch von 10 / 200kWh. Das kling zwar nett, ist aber nicht wirklich relevant. Wohingegen ein Eigenverbrauch von 3000kWh meist den grösseren Teil der benötigten kWh im Jahr decken dürfte.

Der absolute Eigenverbrauch in kWh wird in aller Regel die wichtige Zahl sein und dieser steigt vor allem mit der Grösse der Anlage, da bei schlechtem Wetter - wie bei uns  leider häufig - nur die Zahl der Module wichtig ist.

Die Unabhängigkeitsquote 

ist das Verhältnis von Gesamtverbrauch und Eigenverbrauch.

Bei einer durchschnittlichen Familie mit 4000kWh Verbrauch im Jahr:

Im Fall 1   200kWh  / 4000kWh = nur 5% 
Im Fall 2   840kWh  / 4000kWh = 21% 
Im Fall 3  3000kWh / 4000kWh = beachtliche 75% 

Fazit: 
Eigenverbrauchsquote und Unabhängigkeitsquote können völlig verschieden ausfallen und fast gegensätzlich sein.
Zu beachten ist natürlich auch, dass die Art des Verbrauchs (Tag/Nacht und wie gleichmässig) pro Jahr auf alle 3 Werte einen grossen Einfluss hat.
Nach meiner Erfahrung wollen die meisten Kunden aber einen möglichst hohen Eigenverbrauch (absolute Menge der kWh im Jahr nicht in %) mit einer verhältnismässig günstigen Anlage. 




Fragen, Anregungen und Kommentare willkommen.

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